Unser kulinarischer Tipp: Federweißer
Unter dem so genannten „Federweißen“ versteht man den noch unvollkommen vergorenen Weintraubenmost. Er wird ab einem Alkoholgehalt von ca. 4 bis 5% angeboten, kann jedoch bei weiter vorangeschrittener Gärung bis zu 10% Alkohol enthalten. Die noch vorhandenen Hefezellen verleihen dem Most ein trübes Aussehen und trugen maßgeblich zu seiner Namensfindung bei, da die durch den Gärungsprozess aufgewirbelten Hefezellen kleinen, weißen Federn ähneln. Vielerorts wird der Federweiße auch als "Rauscher", "Bitzler", "Bremser", "Krätzer", "Sauser", "Suser", "Sturm" oder "Neuer Wein" (nicht zu verwechseln mit dem "Primeur"!) bezeichnet.
Die Phase der abklingenden Gärung, in der der Federweiße nicht mehr zu süß schmeckt, der Fruchtzucker der Weintrauben durch die Hefe aber auch noch nicht völlig zu Alkohol und Kohlensäure vergoren ist, dauert nur wenige Tage. Durch kühle Lagerung kann der Gärprozess verzögert werden; im Kühlschrank z. B. lässt sich der Federweiße etwa zehn Tage lang aufbewahren.
Bei entsprechender Behandlung und Lagerung würde sich der Federweiße nach Abschluss des Gärungsprozesses zu Wein entwickeln. Federweißer wird folglich nicht als ein spezielles Getränk hergestellt, sondern ist ein frühes Produkt der Weinherstellung. Je nach Anbaugebiet und Erntezeit ist der Federweiße deshalb nur zeitlich begrenzt kurz nach der Traubenernte erhältlich. Im Rhein-Lahn-Kreis beginnt die Weinlese Ende August. Überwiegend wird Federweißer aus weißen Weintrauben angeboten, kann jedoch genauso gut aus roten Weintrauben gewonnen werden.
Federweißer ist vitaminreich (Vitamin B1 und B2) und hat eine entschlackende Wirkung. Aber Vorsicht: Seine Süße und sein spritziger, prickelnder Geschmack verleiten leicht dazu, ein Glas zu viel davon zu trinken. Traditionell wird der Federweiße deshalb mit besonders fetthaltigen Speisen, wie z. B. Zwiebelkuchen, Speckkuchen oder Leberwurst mit Pellkartoffeln und Butter, angeboten.